Aufgrund des Festivals fuhren an diesem Tag immer noch keine Busse, deswegen organisierte der Chef des Reisebüros, bei welchem wir die Trekkingtour gebucht haben, einen Jeep nach Besisahar. Die Fahrt dauerte ungefähr sechs Stunden. In der Hälfte kam dann noch unser Guide, Kumar, dazu. Kumar ist 22 Jahre alt und hat den Annapurna Circuit Trek schon etliche Male gemacht. Er begleitete uns die letzten zwei Wochen auf unserem Abenteuer.
In Besisahar angekommen, ging es weiter mit dem Localbus. Anders als die Fahrt nach Besisahar, war diese Fahrt nicht mehr so angenehm. Die Strasse war extrem holprig und der Bus war total überfüllt. So waren wir sehr erleichtert, als wir nach ca. zwei Stunden an unserem Zielort Ngadi (800m.ü.M) ankamen. Erst dort merkte Kumar, dass wir eigentlich schon einen Tag zuviel gemacht haben, da eigentlich geplant gewesen wäre, erst am nächsten Tag von Besisahar nach Ngadi zu laufen. Er meinte aber es sei kein Problem, wir holen diesen Tag dann am Schluss unseres Treks nach. Die Lodge dort befand sich mitten im Urwald, direkt neben einem Fluss, weswegen man in der Nacht das Gefühl hatte, man höre das Meerrauschen.
Am nächsten Tag gings bereits früh morgens weiter – natürlich zu Fuss. Das Wetter war perfekt, keine einzige Wolke war zu sehen. Man fühlt sich dort wie im Amazonas, hohe Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit, und wenn man Glück hat sieht man dort sogar Affen, was uns aber vergönnt wurde. Das sechs Stunden enfernte Tagesziel Jagat (1300m.ü.M) wurde schweissgebadet erreicht. Jagat ist ein kleines Dorf auf einem Felsvorsrpung umgeben von Palmen und Reisfeldern. Es ist schön zu sehen, wie sich die Einheimischen dort selbst versorgen. Das Wasser wird mittels Fluss und Regen gesammelt, Fleisch von Ziegen, Rindern und Hühnchen geholt, Bananen- , Kokosnus- , Reisplantagen geben den Rest. Die Nepalesen ernähren sich hauptsächlich vom Nationalgericht, Dal Baht, dies besteht aus Reis, einer Linsensuppe, scharfen Chillischoten, einem Curry mit Gemüse, Kokosnussjoghurt und einem Blätterteigfladen, ab und zu noch Hähnchenfleisch. Gegessen wird hier von Hand. Wir assen vorallem fritierte Nudeln oder Reis mit Gemüse, da unser Budget nicht mehr zuliess.
Die Tage wiederholten sich, man stand morgens um sieben auf, lief mehrere Stunden bis zum Mittagessen in irgendeinem Teehouse, am Nachmittag wanderte man zum Nachtlager. Jeden Tag wurden zwischen 600-800 Höhenmeter gutgemacht. Ab dem vierten Tag veränderte sich auch das Klima, mittlerweile auf ca. 2500m.ü.M ist es höchstens noch 15 Grad warm und die Umgebung wird vorallem durch Nadelwälder geprägt, ähnlich wie in der Schweiz. Die Aussicht im Nachtlager Chame (2710m.ü.M) ist atemberaubend. Der achthöchste Berg der Welt, Manaslu (8163m.ü.M) sticht aus dem Hintergrund hervor.
Die Einheimischen hier auf dem Trek sind arm aber glücklich, sie sind mega freundlich und helfen wo sie nur können. Anders als in Kathmandu sind sie hier nicht auf das Geld der Touristen aus. Mit unserem Guide Kumar, seinem Freund Amrit, welcher uns seit Anfangs des Treks begleitet, und sein Neffe Manni, welcher ein Paar aus Doha begleitet, schmolzen wir zu einer kleinen Familie zusammen. Während dem Wandern wird geschwatzt und „geblödelt“, am Abend verbissen das Nepalesische Spiel Mariage gezockt.
An die fünf bis sechs Stunden pro Tag wandern gewöhnt man sich ziemlich schnell. Anfangs war es viel anstrengender als nach zwei, drei Tagen. Auch die Kondition wird immer besser. Leider hat sich Celina am zweiten Tag die Hüfte verdreht, was ihr das Gehen an den folgenden Tagen erschwerte. Kumar bastelte ihr zwei Stöcke aus Holz damit sie sich abstützen konnte und nahm ihr zusätzlich ihren Rucksack ab. Kumar war nämlich sowohl als Guide, wie auch als Porter angestellt. Als Porter hatte er jedoch nicht so viel zu tun, da Yannick den grossen Rucksack mit unseren Kleidern, Wäscheartikel usw. während des ganzen Trips selber trug. Als die Hüfte am zweiten Tag immer noch nicht besser war, wollten wir zuerst einen Transport organisieren, der Celina direkt nach Manang gebracht hätte. Sie verzichtete jedoch und vertraute darauf, dass die Schmerzen irgendwann nachlassen würden. So erreichten wir Upper Pisang (3310 m.ü.M.) in einem etwas langsamerem Tempo als üblich. Die Aussicht dort ist wunderschön. Von unserer Lodge aus hatten wir eine gute Sicht auf den Annapurna II (7937m.ü.M). Die Landschaft wird ab hier etwas karger und der Wind weht einem ununterbrochen ins Gesicht.
Nach Manang (3540m.ü.M), Hauptstadt des Circuits, verlaufen zwei Wege. Ein nicht so anstrengender der Hauptstrasse entlang, und ein brutal steiler Weg, wo man 500 Höhenmeter gutmacht, die wunderschöne Aussicht geniessen kann, und dann langsam wieder nach unten führt. Da Celina mit ihrer Hüfte immer noch nicht so fit war, entschied sie sich für den unteren Weg, gemeinsam mit dem Paar aus Doha und dessen Guide, während Yannick mit Kumar und Amrit den oberen, steileren Weg bewältigte. Zum Mittagessen waren wir wieder alle beisammen. Kurze Zeit später kamen wir in Manang an. Obwohl Manang die Hauptstadt des Circuits ist, gibts auch hier nicht viel mehr als ein paar Steinhäuschen für die Einheimischen, ein paar Lodges für die Touristen und ein paar Ställe für die Ziegen, Yaks und Hühner. In Manang blieben wir zwei Tage, hier macht man nämlich den sogenannten Anklimatisierungstag, um sich an die Höhe zu gewöhnen. Das Beste ist, wenn man einige Höhenmeter hinaufsteigt, dort eine zeitlang verweilt und dann wieder nach unten geht um dort zu übernachten. So gingen wir am nächsten Morgen von Manang aus zu einem nahe gelegenen Gletschersee. Von dort aus liefen wir bis auf ca. 4000 m.ü.M. Die Aussicht dort ist atemberaubend. Im Hintergrund das kleine Dörfchen Manang, umgeben von Bergen, im Vordergrung der klare, blaue Gletschersee und dazwischen steppenartige Wiesen, die von Yakherden benutzt werden. Den Nachmittag verbrachten wir damit, einfach mal nichts zu tun, was eine schöne Abwechslung bot.
Der nächste Tag war ziemlich easy. Nur drei Stunden hat man von Manang nach Yak Kharka (4050m.ü.M) und da Celinas Hüfte wieder einwandfrei funktionierte, konnten wir ein gutes Tempo anschlagen. Noch vor 11 Uhr erreichten wir Yak Kharka und hatten somit den ganzen Nachmittag Zeit zum relaxen. Leider bekam Celina am Nachmittag fürchterliche Kopfschmerzen. Die Guides sagten uns, dass dies ein Zeichen der nicht ungefährlichen Höhenkrankheit sei. Sie bekam eine Tablette und legte sich schlafen. Mitten in der Nacht erwachte sie mit Fieber und noch stärkeren Kopfschmerzen und kam schon in Panik, sie müsse am nächsten Tag wieder zurück nach Manang. Als sie am Morgen erwachte, waren die Kopfschmerzen und das Fieber jedoch wie weggeblasen. Die Tablette hatte ihren Zweck getan. So konnten wir zum Glück ohne Probleme weiter nach Thorang Phedi (4450m.ü.M), die letzte Station vor dem überqueren des Passes. Auch diese Strecke hatten wir innerhalb weniger Stunden zurückgelegt und hatten so genug Zeit, uns auf den nächsten Tag vorzubereiten, denn das überqueren des Passes sei der strengste Teil des ganzen Treks was uns am nächsten Tag bestätigt wurde.
Um 03.30 Uhr standen wir auf, um 04.30 Uhr gings los. Zu dieser Zeit war es noch dunkel und vor allem bitterkalt. Dummerweise hatten wir nur ein sehr spärliches Equipment, da der Chef des Reisebüros gemeint hatte, eine warme Jacke und eine Mütze würde ausreichen. So liefen wir über den Pass bei ca. -15 Grad ohne warme Unterwäsche, ohne Handschuhe und ohne warme Hosen. Für Yannick war dies nicht so ein Problem, Celina hatte jedoch sehr zu kämpfen. Nicht nur die eisige Kälte, sondern auch die Höhe machte ihr zu schaffen. Auf ca. 5000 Metern sah sie alles nur noch verschwommen, lief wie eine Betrunkene und das Atmen viel ihr immer wie schwieriger. Die Sonne zeigte sich an diesem Tag das erste Mal während unserer Tour nicht, was die ganze Sache nicht angenehmer machte. Yannick munterte Celina mit “Gölä-Liedern“ auf und so schaffte sie es doch noch bis auf die 5416 m.ü.M, ohne sich von einem Pferd zu transportieren, wie das sehr viele gemacht haben. Nach der obligatorischen Fotosession “at the top“, machten wir uns auf den langen Weg nach Muktinath (3800m.ü.M). Diese Strecke ist sehr steil, umgeben von Hängen wirkt es wie ein Tal, das man hinuterschlendert. Bäume hat es schon lange keine mehr, hier sieht es aus wie in einer Wüste, Sand und Steine.
Endlich in Muktinath angekommen, bedankten sich vor allem die Knie dafür, dass der Weg zu Ende war. Muktinath ist ein berühmter Wallfahrtsort für Buddhisten, etliche kommen zum alten Tempel um dort zu beten. Von dort hat man auch einen wunderschönen Ausblick auf den siebthöchsten Berg der Welt, den Dhaulagiri (8167m.ü.M). Uns interessierte aber vorallem eine gute Mahlzeit und ein warmes Bett.
Am nächsten Tag trauten wir unseren Augen nicht, als uns der Schnee anlachte. Einige hatten Freude, da sie zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee zu Gesicht bekamen. Andere waren weniger besgeistert, da sie genau wussten das der Weg nach Jomsom so nicht einfacher wurde. Celina und Yannick waren vorallem froh, dass sie den Pass am Vortag absolviert hatten. Den die dort oben hätten es momentan sicher auch nicht einfach. Wir hatten ja keine Ahnung was sich in diesem Moment am Pass abspielte, aber dazu später mehr. Nach einer Stunde im Schnee und Regen war Celina von Kopf bis Fuss nass und fühlte sich wie ein Kamel am Nordpol. Sie hatte kalt. Yannick und Kumar entschieden sich somit auf halben Weg für eine Notunterkunft in Kagbeni (2800m.ü.M).
Kagbeni ist ein wunderschönes Dörfchen mit Blick auf den Nilgiri (7061m.ü.M). Die Kälte und den Stromunterbruch der mittlerweile den zweiten Tag erreicht hat, zwang alle Hostelbesucher in die Lobby des Hostels. Dort kuschelten wir uns alle in Decken eingepackt zusammen und erzählten über erlebte Abenteuer.
Uns ging nun langsam die Zeit aus, somit fuhren wir am nächsten Tag mittels Jeep und Localbus von Kagbeni via Jomsom nach Tatopani (1200m.ü.M), statt zu Fuss. In der Schweiz würde man diese Strasse höchstens einen Waldweg oder Bergstrasse nennnen. In Nepal ist es eine Hauptsrasse. Gut durchgerüttelt und massiert von Steinen, Wurzeln, Flüsse, Wasserfälle, Baumstämme welches sich auf der Strasse befand, kamen wir nach acht Stunden in Tatopani an. Tatopani ist bekannt für seine heissen Quellen, welche wir auch den ganzen Abend zu schätzen wussten.
Am nächsten Tag ging es wieder mit dem Jeep weiter. Die Strasse war zum Glück besser als am Vortag und so hatten wir eine relativ gemütliche, vierstündige Fahrt bis nach Pokhara, die Endstation unseres Trips. Pokhara liegt direkt an einem See, umgeben von hohen Schneebergen. Es sieht hier ziemlich ähnlich aus wie in der Schweiz. In Pokhara verbrachten wir zwei Tage, an denen wir vor allem von Restaurant zu Restaurant spazierten und das schöne Wetter genossen. Schliesslich gings mit einem Touristbus wieder zurück ins lärmige Kathmandu.
Wir haben unseren Trek sehr genossen und es war eines der besten Abenteuer überhaupt.
Schneesturm vom 14.10.14
Wie ihr sicher mitbekommen habt, erreignete sich am 14.10.14 ein grosses Unglück auf dem ThorungLa Pass. Viele Trekker wurden von einem schrecklichen Schneesturm überrascht und über 30 Menschen kamen dabei ums Leben.Wir haben genau diesen Pass einen Tag vor dem Unglück überquert. Wir hatten unglaubliches Glück, denn wie wir oben schon erwähnt haben, sind wir am ersten Tag unseres Treks eine Station zuweit gegangen, weshalb sich unser ganzer Plan um einen Tag verschoben hat. Wären wir nach Plan gegangen, wären wir also genau am 14.10. über den Pass.
Von dem schrecklichen Unglück erfuhren wir erst einen Tag später, nachdem es passierte. Während einer Busfahrt erzählte uns ein Schotte, der am 14.10 den Pass überquert hat, dass 4 Menschen ums Leben gekommen seien. Er erzählte uns es seien überall Lawinen heruntergekommen, er sei Menschen mit abgefrorenen Fingern und eingefrorenen Augäpfeln begegnet. Zudem sei man bis zu einem Meter im Schnee stecken geblieben und die Sicht sei katastrophal gewesen. Er habe nur überlebt, da er so eine gute Ausrüstung zur Verfügung hatte. Zu diesem Zeitpunkt kapierten wir jedoch noch nicht so recht, wie viel Glück wir eigentlich hatten. Erst später, als wir in den Nachrichten hörten, dass nun bereits über 20 Tote gefunden worden seien und immer noch etliche vermisst würden, realisierten wir, dass wir dem Tod nur knapp entkommen sind.
Es ist ein sehr erschreckendes Gefühl, zu wissen, wie knapp es war. Als wir den Schnee sahen, waren wir zwar froh, dass wir den Pass einen Tag früher überquert haben, uns war jedoch nicht bewusst, dass in diesem Moment dort oben Menschen sterben. Wir haben uns etliche Male ausgemacht was passiert wäre, wenn wir uns am ersten Tag genau an den Plan gehalten hätten. Mit unserem schlechten Equipment wären wir dort oben hoffnungslos verloren gewesen.
Aber auch dies ist eine Lehre die wir aus dieser Reise mitnehmen werden, und wir werden sicherlich nie mehr einen solchen Trek so unvorbereitet absolvieren.
Glücklech u sehr, sehr dankbar das öich nüt passiert isch u dir mit schöne aber o truurige Erinnerige chöit witerzieh.
I bi mit der Nice u dr Laura z’Mallorca gsi u ha i de News-Schlagzile vo däm Schneesturm gläse. Ha gwüsst dass Dir z’Nepal sit aber nie dänkt,dass Dir grad uf däm Pass sit?!?Wahnsinn.
Iz cha öich äuä nüm erschüttere. Machets guet u liebi Grüess us Bärn. (Cooly Website,witer so!)